Der Transatlantische Dreiecks- oder Sklavenhandel – Teil 2


Der Transatlantische Dreiecks- oder Sklavenhandel – Teil 2

Der zweite Teil der Blogserie handelt von einem Sammlungsobjekt des Schweizer Finanzmuseums. Die South Sea Company, ist Teil der Entstehung des globalen Kapitalismus und ebenso exemplarisch für den Transatlantischen Sklavenhandel. Ihrer Verbindung mit der Region Zürich wird in diesem Teil der Blogserie nachgegangen.

Die Seehandelsgesellschaft South Sea Company, gegründet 1711 in London, steht im direkten Zusammenhang mit der Stadt Zürich sowie dem Sklavenhandel. Eine ihrer überlieferten Aktien von 1729 ist Teil der Sammlung historische Wertpapiere. Die Wertschrift wurde 2002 vom deutschen Wertschriftensammler Jakob Schmitz in die Sammlung vom Schweizer Finanzmuseum übernommen.

Die Stadt Zürich erwirbt 1727 120 Aktien des britischen Unternehmens, welches am Sklavenhandel beteiligt war. 100'000 Zürcher Gulden ist es dem Zürcher Seckelamt Wert in die englische Gesellschaft zu investieren. Für den Zürcher Rat stellt dies eine sichere und zinstragende Anlage dar. Knapp 10 Jahre vorher investiert die Stadt Bern 1719 in einen weitaus grösseren Anteil mit 1'300 Aktien. Trotz der sogenannten «South Sea Bubble» (in Deutsch: Südseeblase), dem Kurszusammenbruch, der in die Weltwirtschaftsgeschichte einging, profitiert Bern mit Gewinnen. 1739 wird der Vertrag aufgelöst, die Stadt Zürich bleibt jedoch Investorin der South Sea Company.

Bild: "The South Sea Scheme: speculators ruined by the collapse of the South Sea Company". W. Hogarth, 1721. Quelle: Wellcome Collection.

Bild: "The South Sea Scheme: speculators ruined by the collapse of the South Sea Company". W. Hogarth, 1721. Quelle: Wellcome Collection.

South Sea Scheme

In diesem Stich bezieht sich der englische Maler William Hogarth auf die Krisensituation in London nach der Südseeblase. «So much for mony's magick power» (eigene Übersetzung: So viel zur Zauberkraft des Geldes) schreibt er zynisch in den Zeilen unterhalb seiner Karikatur. Auf dem Platz tummeln sich Spekulanten, die durch den Zusammenbruch des South Sea Company ruiniert wurden. Hände werden verrührt, Rappen gezählt, Verantwortliche ausgepeitscht und den Teufel angefeindet. Für sich selbst spricht die Inschrift auf dem dominierenden Monument im Bild: «The monument was erected in memory of the destruction of this city by the south sea in 1720.» (eigene Übersetzung: Das Denkmal wurde zur Erinnerung an die Zerstörung dieser Stadt durch die South Sea im Jahr 1720 errichtet).

Im Zeitraum der Beteiligung der Stadt Zürich verschifft die South Sea Company 36'494 versklavte Menschen vom afrikanischen Kontinent über den Atlantik in die spanischen Kolonialgebiete. Dies, weil die South Sea Company mit der Spanischen Krone einen Vertrag eingegangen ist. Dieser «Asiento de Negros» bringt die Spanische Krone in eine Monopolstellung und soll den Arbeitskräftemangel in Übersee regeln. 

Der heutige Forschungsstand zeigt auf, dass diese finanzielle Beteiligung die einzig bekannte der Stadt Zürich in eine Sklavenhandelsgesellschaft ist. Laut aktuellster Forschung bleiben rund 75 der 120 Aktien insgesamt 100 Jahre im Besitz der Stadt Zürich, was ihren Staatsschatz vergrössert.

Bild: Eigene Aufnahme

Bild: Eigene Aufnahme

Barock. Zeitalter der Kontraste

Als Leihgabe ist die Aktie der South Sea Company von 16.09.2022 bis 15.01.2023 in der Ausstellung «Barock. Zeitalter der Kontraste» im Landesmuseum Zürich zu sehen. Im Teil «Globaler Handel und Kolonisierung» wird deren unrühmliche Rolle im globalen Handel mit Sklaven, Kolonialisierung und Spekulationen gezeigt.
Im Ausstellungstext weist das Landesmuseum darauf hin, dass der Staat Bern in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Aktien der South Sea Company besitzt.

Landesmuseum Zürich

Fortsetzung folgt...

Die South Sea Company ist nicht die einzige Seehandelsgesellschaft, die während des Transatlantischen Dreieckhandels aktiv ist und mit unter anderem Schweizer Geldern finanziert wird. Unser neuster Zuwachs in der Sammlung, eine Aktie der Compagnie des indes orientales, weist ebenso konkrete Verbindungen zu einem Zürcher Bankeninstitut auf. Lesen Sie mehr darüber im dritten und letzten Blog der Serie.