Kaufhäuser einmal um die Welt

Kaufhäuser einmal um die Welt

Nicht zuletzt aufgrund der geplanten Schliessung von Jelmoli 2024 in Zürich, sind Warenhäuser ein öffentliches Thema; sie prägen das Stadtbild. Das Finanzmuseum hat in seiner Sammlung Wertschriften von Warenhäuser der ganzen Welt – eine Auswahl.

Warenhäuser treffen den Nerv ihrer Zeit als diese Mitte des 19. Jahrhunderts entstehen. Mit der Industrialisierung und dem damit beginnendem Massenkonsum entstehen auch neue gesellschaftlichen Bedürfnisse. Neuerungen der Produktionstechniken führen zu schnelleren Herstellung und grösseren Stückzahlen. Daraus resultieren Preissenkungen. Eine grosse Auswahl von verschiedenartigen Waren aus unterschiedlichen Ländern werden unter einem Dach – ohne Konsumzwang - vereint.

Warenhäuser rangieren in den für den Detailhandel neuen Dimensionen und führen zu einem neuen Verkaufssystem: Festgelegte Preise, Grosseinkäufe, kleinere Margen, Marketingkonzepte und nicht zuletzt ein Sortiment in einem meist pompöses Gebäude, dass Kundschaft animiert, einzutreten. Das Einkaufserlebnis ist ein vollkommen Neues und werden zum Wahrzeichen der sich entwickelnden Konsumgesellschaft. Oft sind sie durch Finanzinstitute finanziert. Die Bewirtschaftung der Gebäude benötigt schliesslich einen erhöhte Kapitalbedarf.

Pariser Kaufhauskultur, die «Kathedralen des Handels»

Die Ursprünge der luxuriösen Warenhäuser Europas liegen in Frankreich. Genauer genommen in Paris. Der französische Schriftsteller Émile Zola bezeichnet die Pariser Kaufhäuser 1883 als «Kathedralen des Handels». Die Hauptstadt Frankreichs ist seit der Zeit des Sonnenkönigs Lous XIV. eine Metropole für Luxusgüter.

 

Au Bon Marché, 1932, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Au Bon Marché, 1932, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Au Bon Marché

«Au Bon Marché» wird 1852 vom Geschäftsehepaar Boucicaut gebaut. Es ist das erste und zu dieser Zeit grösste Warenhaus der Welt. Auf dieser Wertschrift von 1932 sind die beiden Begründer abgebildet – rechts Marguerithe, links Aristide Boucicaut. Die Aktiengesellschaft wird 1880 von Marguerithe selbst gegründet, denn ihr Mann stirbt 1977. Ihm widmet sie die AG im Namen: «Au Bon Marché. Maison Aristide Boucicaut». Marguerithe bietet den Angestellten neben Gewinnbeteiligung auch Versicherungsschutz und eine Altersrente. Die Stadt Paris würdigt ihre philanthropischen Stiftungen mit einer nach ihr benannten Strasse. Unter dem Namen «Le Bon Marché Rive Gauche» ist das Warenhaus heute noch einen Besuch wert. 

Magasins du Louvre, 1922, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Magasins du Louvre, 1922, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Magasins du Louvre

1855 eröffnet ein Teilhaber Trio im Untergeschoss des Grand Hôtels du Louvre die Magasins du Louvre, das 1852 in der Rue de Rivoli anlässlich der Weltausstellung gebaut wird. Nur zehn Jahre später zählt das Unternehmen 2400 Angestellte. Mitte der 1970er Jahre schliesst das Kaufhaus seine Tore.

Grands Magasins du Printemps "Laguionie & Cie", 1905, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Grands Magasins du Printemps "Laguionie & Cie", 1905, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Grands Magasins du Printemps "Laguionie & Cie"

«Nouveau, frais et joli» ist das Motto mit dem das Kaufhaus Au Printempts 1865 von einem Selfmademan gegründet wird. Es ist das erste Kaufhaus, das Elektrizität und Aufzüge einsetzt und modernste architektonische Kunststücke wie eine massive Wendeltreppe und eine 42 Meter hohe Kuppel einführt.

Aux Galeries Lafayette, 1922, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Aux Galeries Lafayette, 1922, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Aux Galeries Lafayette

Wer kennt sie nicht? Die Galeries Lafayette in Paris begeistert täglich um die 60'000 Besuchende. Eine durchsichtige Glasbrücke mitten in der Empore lädt als Fotospot zum Selfie ein. Das Warenhaus entsteht 1893 und wird 1899 zur Aktiengesellschaft. Das prachtvolle Gebäude wird 1912 eröffnet, diese Wertschrift wird zehn Jahre später herausgegeben.


USA: «The Magic of Macy’s»

R.H. Macy and Company, Inc., 1919, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

R.H. Macy and Company, Inc., 1919, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Nicht nur auf dem europäischen Kontinent beginnt das Kaufhausfieber, sondern auch in Übersee, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. «Macy’s» wird 1858 an der 6th Avenue in New York von Rowland H. Macy gegründet. Seine Cousine, Margaret Getchell ist Buchhalterin im Unternehmen unterstützt ihn beim Aufbau des Warenhauses. Sie war auch für die Ausbildung der sogenannten «cash girls» (Kassierinnen) zuständig. Mit ihren Ideen, bringt sie das Warenhaus zum Florieren und wird weiter befördert. Später nimmt sie eine Führungsposition im Unternehmen ein. 1922 wird R.H. Macy & Company, Inc. zur Aktiengesellschaft und expandiert im ganzen Land. Auf der Aktie ist das Stammhaus am Herald Square 1919 zu sehen.


Das älteste Warenhaus der welt

Quelle: Mitsukoshi Department Store Keijō Branch, 1910~1945 von Tohoku Univ., Public domain, via Wikimedia Commons.

Quelle: Mitsukoshi Department Store Keijō Branch, 1910~1945 von Tohoku Univ., Public domain, via Wikimedia Commons.

Blickt man jedoch weiter über die Grenzen hinaus, stellt man fest, dass die Geschichte der Kaufhäuser bereits im 17. Jahrhundert während der Edo-Zeit in Japan gründet. Die älteste noch bestehende Kaufhauskette Japans entsteht 1673. Der japanische Händler Takatoshi Mitsui steigt mit seinem Handelsunternehmen Echigoya zum Verkauf von Kimonostoffen ins Geschäft ein. Speziell ist, dass Mitsui bereits dann in Verkauf seiner Stoffe zu festgelegten Preisen in den Handel einsteigt. Heute unter dem Namen Mitsukoshi gehört die Kaufhauskette zu den drei grössten Japans.

Und wie sieht es mit der Schweiz aus?

Im Januar 2023 schockiert die Nachricht, dass das Traditionshauses Jelmoli nach 190-jähriger Konsumgeschichte 2024 seine Tore schliesst.

Grands Magasins Jelmoli S.A, 1959, .Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Grands Magasins Jelmoli S.A, 1959, .Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Grands Magasins Jelmoli S.A.

 1899 wird «Grands Magasins Jelmoli S.A.» der Glaspalast – fast so wie wir ihn heute kennen - an der Seidengasse in Zürich eingeweiht. Der Gründer Johann Peter Jelmoli eröffnet bereits 1833 ein Geschäft für günstige Modeware zu festen Preisen – dem Feilschen setzt er damit ein Ende. Ein Konzept, das Jelmoli danach mittels Versandhandel auf die ganze Schweiz ausweitet. 1896 wird das zukünftige Traditionshaus in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, Besitzerwechsel folgen viele. Unterschrieben ist diese Aktie von 1959 vom damaligen Mehrheitsaktionär Hans Ringier, Teil der Verlegerdynastie.

Magazine zum Globus, 1908, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Magazine zum Globus, 1908, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Globe Stores of Switzerland Ltd. / Magazine zum Globus

Josef Weber, Sohn einer reichen Händlerfamilie, gründet 1892 nach Pariser Vorbild ein Warenhaus in Zürich mit elektrisch beleuchteten Schaufenstern. Schon 1996 wird erstmals Globus als Firmenname für den Einkaufsladen verwendet und 1907 folgt dann der Namenswechsel zu «Magazine zum Globus». Dann schon seit einigen Jahren vom Bankier Heinrich Burkhardt übernommen. 

Gebrüder Loeb AG, 1967, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Gebrüder Loeb AG, 1967, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Gebrüder Loeb AG

In der Bundeshauptstadt wird 1881 ein Kleidergeschäft unter dem Namen Loeb gegründet und 1918 zur AG umgewandelt. Die Familienmitglieder Loeb führen in Deutschland und der Schweizer mehrere Textilgeschäfte, doch das in Bern wird 1899 zum modernen Warenhaus mit wasserangetriebenen Fahrstühlen. Loeb verschwinden mancherorts, doch der Loeb in Bern ist heute noch am selben Ort in Betrieb. 

Quelle Titelbild: Au bon Marché heute. Jumilla, CC BY 2.0