Kunstvolle Wertpapiere

Kunstvolle Wertpapiere

Physische Wertpapiere dienen in ihrer Zeit nicht nur als Finanzdokumente, sondern sind darüber hinaus auch Kunstwerke, gestaltet von renommierten Kunstschaffenden ihrer Zeit.

Wertpapiere – in ihrer damaligen physischen Form – werden schon in den frühen Tagen der Aktiengesellschaften von Kunstschaffenden entworfen. Unternehmen engagieren Personen aus den Bereichen der Kupfer- und Stahlstecherei, später auch Lithographinnen oder Lithographen, um ihre Aktien in dekorativer und informativer Weise zu gestalten. Diese frühen Wertpapiere dienen somit nicht nur als reine Finanzinstrumente, sondern sind auch Werbeträger, die den Firmenzweck kunstvoll darstellen und Vertrauen ins Unternehmen stärken sollen.

Jede Epoche kennt ihr eigenes Lebensgefühl. Unterschiedliche Mentalitäten, kulturelle Besonderheiten und Symbolik formen den individuellen Stil. Dass dieser Stil sich auf Wertpapieren niederschlägt, verwundert nicht, denn schliesslich prägt auch die Wirtschaft den jeweiligen Zeitgeist. Beim Betrachten der Aktien und Anleihen werden nicht nur die Entwicklung des Wertpapierdesigns fassbar, sondern auch die Errungenschaften der Industrie und Technik, die in die Gestaltung einfliessen. 

Besonders im Jugendstil, um die Jahrhundertwende, entstehen einige der künstlerisch anspruchsvollsten Aktienzertifikate. Die Kunstschaffenden des Jugendstils sehen damals keinen Unterschied zwischen «hoher Kunst» und der Gestaltung von Alltagsgegenständen. Sie sind vielseitig tätig – Malerei, Architektur, Kunsthandwerk oder Illustrationen. Neben der Gestaltung von Metroeingängen, Schmuck, Keramik, Büchern und Werbeplakaten widmen sie sich auch Wertpapieren. Diese Arbeiten bieten den Kunstschaffenden eine willkommene Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Gleichzeitig nutzen Unternehmen die Möglichkeit, sich mit den Namen renommierter Kunstschaffenden zu schmücken, die oft international ausgezeichnet waren.

Compagnie Internationale Phonique, Aktie von 1907, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Compagnie Internationale Phonique, Aktie von 1907, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Compagnie Internationale Phonique

Die Entwicklung der Musik aus der Konserve begann am Anfang des 20. Jahrhunderts, als in ganz Europa und Amerika Schallplattenunternehmen wie die Compagnie Internationale Phonique entstanden. Passend gestaltet im Jugendstil von Bildhauer Paul Poncet.


Nach dem Zweiten Weltkrieg schlägt sich dann im Wertpapierdesign der Trend zur Versachlichung nieder – «Corporate Design» und «Corporate Identity» werden zum Schlagworten dieser Zeit. Mit zunehmender Digitalisierung wird das Aussehen der Wertpapiere zunehmend weniger wichtig, bis sie in den 2000er Jahren dann gänzlich in ihrer physischen Form verschwinden und an den Börsenplätzen der Welt rein digital gehandelt werden. Passend als «Nonvaleur» bezeichnet, sind die «historischen» Wertpapiere ab dann begehrte Sammelstücke, vor allem, wenn sie kunstvoll gestaltet sind.


Compañia Hispano Francesa de Crédito y Obras S.A., Aktie von 1934, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Compañia Hispano Francesa de Crédito y Obras S.A., Aktie von 1934, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Compañia Hispano Francesa de Crédito y Obras S.A.

Diese spanische Finanz-Aktie wurde im Art déco Stil gestaltet. Die Textteile wurden  in den Gesamtentwurf integriert, so dass die gesamte Aktie als ein Kunstwerk erscheint.


La Gravure Française, Aktie von 1934, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

La Gravure Française, Aktie von 1934, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

La Gravure Française

Die Gesellschaft gehört Louis Icart. Icart ist zeitlebens im Mode- und Designgeschäft (Art Deco) tätig. Gleichzeitig betätigt er sich aber auch als zeichnender Künstler und gründet die Aktiengesellschaft für seine künstlerische Tätigkeit.


Bergbau-Aktien-Gesellschaft Medio-Rhein zu Duisburg am Rhein, Aktie von 1858, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Bergbau-Aktien-Gesellschaft Medio-Rhein zu Duisburg am Rhein, Aktie von 1858, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Bergbau-Aktien-Gesellschaft Medio-Rhein zu Duisburg am Rhein

Theodor Mintrop, ein Mitglied der Düsseldorfer Malerschule entwarf neben zahlreichen anderen Werken und Buchillustrationen 1857 im Auftrag der Bergbaugesellschaft "Medio Rhein" auch deren Aktienzertifikat.

Ab 30. August 2024: Neue Ausstellung

kunst.macht.geld

Kunst ist weit mehr als Ästhetik; der Kunstmarkt ist ein bedeutendes wirtschaftliches Gefüge, das beträchtliche Summen bewegt. Denn Kunst macht Geld. Ob als Anlage für Investierende, Teil von Sammlungen oder als Museumsstücke, Kunst hat eine intrinsische und materielle Wertigkeit – und zwar mit enormen Summen. Diese Ausstellung beleuchtet die vielfältigen Verflechtungen von Kunst und Finanzen und deren Entwicklung – insbesondere der Malerei. Sie zeigt auf, welche Rollen Agierende im Markt einnehmen, welche es Parallelen zur Börse gibt und wie Kunst die Wirtschaft beeinflusst und umgekehrt. Doch der Kunstmarkt birgt auch Schattenseiten: Im Gegensatz zum Finanzmarkt ist er weitgehend unreguliert, und darum der Kritik von Steuerhinterziehung und Geldwäsche ausgesetzt. Teil der Ausstellung sind auch historische Wertpapiere, von Akteuren des Kunstmarkt sowie auch Kunst auf Aktien.