1847 eröffnet mit der Spanisch-Brötli-Bahn die erste vollständig in der Schweiz verlaufende Bahnstrecke von Zürich nach Baden. Schon zuvor besteht eine grenzüberschreitende Verbindung von Strassburg nach Basel – doch erst mit dieser innerstaatlichen Linie nimmt der Schweizer Bahnverkehr richtig Fahrt auf. Ab 1852 sorgt das neue Eisenbahngesetz für einen eigentlichen Boom: Es erlaubt privaten und kantonalen Gesellschaften den Bau und Betrieb von Bahnlinien. In der Folge entstehen zahlreiche Eisenbahngesellschaften, oft in erbitterter Konkurrenz zueinander. Manche verschwinden nach kurzer Zeit, andere fusionieren oder gehen in öffentliche Hände über. Eine zweite Gründungswelle setzt in den 1880er Jahren ein – darunter auch viele Schmalspur- und Bergbahnen.
Arther Rigibahn-Gesellschaft
1863 lässt Ingenieur Niklaus Riggenbach sein Zahnradsystem für Bergbahnen in Frankreich patentieren – der technische Durchbruch für den Bau von Gebirgsbahnen. Ab 1867 ist er am Projekt der Vitznau-Rigi-Bahn massgeblich beteiligt. Als von Luzern her erste Pläne bekannt werden, sichern sich 1870 auch die Bürger von Arth eine Konzession für die Schwyzer Seite. Sie beauftragen Riggenbach und Zschokke mit dem Bau von Staffelhöhe zum Rigi Kulm. Die Vitznau-Rigi-Bahn wird 1873 aus dieser Strecke verdrängt und muss fortan Pacht zahlen. Zwei Jahre später nimmt die Arth-Rigi-Bahn den durchgehenden Betrieb von Arth über Goldau auf. Sie glänzt mit Panorama, Komfort – und ab 1928 auch mit Winterbetrieb.
Appenzellerbahn-Gesellschaft Herisau, Aktie von 1886, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere
Appenzellerbahn-Gesellschaft Herisau
Ab 1875 erschliesst die Vorgängergesellschaft Schweizerische Gesellschaft für Localbahnen SLB die Strecke von Winkeln nach Herisau und später bis Urnäsch. Wegen finanzieller Engpässe scheitern andere Projekte; 1885 benennt sich das Unternehmen in Appenzellerbahn-Gesellschaft oder kurz Appenzeller Bahnen um. 1886 wird die konzessionierte Strecke fertiggestellt – bis heute ein zentrales Element der Ostschweizer Regionalverbindungen.
Rorschach-Heiden-Bergbahn Aktiengesellschaft Heiden, Aktie von 1937, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere
Rorschach-Heiden-Bergbahn Aktiengesellschaft Heiden
Nach ersten Plänen für eine Adhäsionsbahn entscheidet man sich früh für eine normalspurige Zahnradstrecke von Rorschach nach Heiden. 1874 beginnen die Bauarbeiten, bereits im September 1875 wird die 7,2 Kilometer lange Strecke eröffnet. Die Bahn startet mit drei Dampfloks, neun Personen- und acht Güterwagen – und kostet über zwei Millionen Franken. 2006 geht die ehemalige RHB in den Appenzeller Bahnen auf, zu deren Netz sie bis heute gehört.
Aktien-Gesellschaft für die Uetliberg-Bahn, Aktie von 1910, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere
Aktien-Gesellschaft für die Uetliberg-Bahn
1875 nimmt die Bahn auf den Zürcher Hausberg ihren Betrieb auf – eine der steilsten Adhäsionsbahnstrecken Europas, mit bis zu 7,9 % Steigung. 1920 folgt die Liquidation, doch bereits 1922 reaktiviert die Stadt Zürich den Betrieb. 1973 fusioniert die Linie mit der Sihltalbahn zur heutigen SZU AG. Seit 1990 ist sie als Linie S10 in das Netz der S-Bahn Zürich integriert und wird seither wieder als Uetlibergbahn vermarktet. Bis heute bringt die Uetlibergbahn Gäste vom Hauptbahnhof direkt zur Aussicht über die ganze Stadt.
Schweizerische Nationalbahn
1875 entsteht die Schweizerische Nationalbahn mit Sitz in Winterthur. Sie will als «Volksbahn» eine von Gemeinden finanzierte Hauptlinie vom Bodensee zum Genfersee schaffen – als Gegenmodell zu den marktbeherrschenden Privatbahnen. Doch politische Widerstände, teure Streckenführungen abseits der Täler und massive Konkurrenz führen zum raschen Scheitern. 1878 folgt die Zwangsliquidation, 1880 übernimmt die Nordostbahn die Konkursmasse. Viele beteiligte Gemeinden bleiben noch Jahrzehnte auf den Schulden sitzen.
Titelbild: Uetlibergbahn, Aufnahme von 1923,
Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich